Gefährdung
Seit Jahren wird weltweit ein stetiger Rückgang der Arten- und Individuenzahl
bei Lurchen
( )
beobachtet. Was ist mit den Amphibien los? Was macht ihnen so zu
schaffen, dass ihr Fortbestand zum Teil gefährdet ist?
Es ist immer das Selbe: Ein Naturphänomen wird beschrieben, dessen Ursache
zunächst nicht bekannt ist. Schon beginnen die Diskussionen. Je nach Blickpunkt
reichen die Einschätzungen von "normales Ereignis in der natürlichen
Schwankungsbreite" über "es sind weitere Untersuchungen nötig" bis zu
"eine Folge des menschlichen Einflusses".
Bei manchen Phänomenen kommen die verschiedenen Gruppen relativ zügig zu einem
Konsens (z.B. Ozonloch), bei anderen dauert es etwas länger (z.B. Waldsterben)
und schließlich gibt es echte Dauerbrenner (z.B. Klima).
Neben der Komplexität des Sachverhalts kommt es darauf an, welche persönlichen,
wirtschaftlichen und politischen Folgen mit der Einsicht verbunden sind, dass die
Probleme menschengemacht sind. Und umgekehrt: Welche erkennbaren negativen
Konsequenzen hat es für unser jetziges und zukünftiges Leben, wenn wir die Dinge so
weiterlaufen lassen, wie bisher? Und genau bei der Abwägung dieses letzten Punktes
sieht es für die Belange der Tier und Pflanzenwelt eher düster aus. Zumal für
niedere
()
Vertreter der Fauna und Flora.
Was für Phänomene sind es nun, die bei Amphibien unserer Einschätzung bedürfen?
- 16 der 21 in Deutschland vorkommenden Lurcharten werden in der Roten Liste
der vom Aussterben bedrohten Tierarten geführt.
- Auch international nimmt sowohl die Zahl der Individuen als auch die
Zahl der Amphibienarten zum Teil dramatisch ab. Dabei ist dieser Sachverhalt
nicht auf bewohnte, vom Menschen stark beanspruchte Gebiete beschränkt.
Vielmehr werden Rückgänge auch aus abgelegenen teils geschützten Gegenden
gemeldet. Einige dieser Rückgänge fanden sehr abrupt statt und führten zum
Aussterben einer Tierart.
- Immer wieder wird von Amphibienbeständen berichtet, in denen eine erhöhte
Neotenierate
()
beobachtet wird. Die betroffenen Tiere werden nicht geschlechtsreif und
können sich nicht fortpflanzen.
- Ganze Lurch-Populationen werden von Parasiten und Krankheitserregern befallen
und ausgemerzt.
- Vermehrt treten Missbildungen bei Lurchen
()
auf.
- ...
Welche menschengemachten Faktoren kommen als Ursache für oben geschilderte Phänomene
in Frage?
- Wir sind bestrebt, jedes Fleckchen Erde zu nutzen.
Wo die Bedingungen für die vorgesehene
Nutzung uns nicht optimal erscheinen, werden die Bedingungen geändert.
Trockenlegungen von Feuchtgebieten jeder Art waren und sind häufig die Folge von
Eingriffen im Rahmen von Grundstückserschließung, Straßenbau, Landwirtschaft,
Tourismusförderung, Mückenbekämpfung, Flussbegradigung, Hochwasserschutz...
- Scheinbar wertloses ungenutztes Land mit Gräben, Weihern, Tümpeln, Rinnsalen
und Pfützen wird oft zu wilden Müllkippen umfunktioniert.
- Verkehrswege (Straßen, Schienen, Kanäle) zerschneiden die angestammten
Lebensräume und Wanderwege der Amphibien. Insbesondere der Straßenverkehr
fordert jährlich einen enormen Blutzoll.
- Problemloser motorisierter Zugang zu allen Landesteilen ist Trumpf.
Wir haben heute vielfach die Mittel und technischen Möglichkeiten, für ein
einwandfreies Wegenetz in diesem Sinne zu sorgen. Wo der Feld- oder Waldweg
nicht geteert ist, werden Schlaglöcher, Fahrspuren und sonstige zeitweise
Wasser führende Stellen - Lebensraum einiger Lurcharten - regelmäßig beseitigt.
Die Truppenübungsplätze waren bisher eine bei den Amphibien willkommene
Ausnahme von dieser Instandhaltungswut.
- Der saure Regen nagt nicht nur an antiken Statuen und lässt unsere Wälder
krank werden. Er säuert auch so manches Amphibiengewässer. Das schwächt die
Lurche
()
und hilft womöglich ihren Parasiten und Krankheitserregern.
- Es sieht sehr danach aus, als würde in Folge des Ozonlochs mehr UV-Strahlung
den Erdboden erreichen, als früher. Und es sieht ganz danach aus, als würden
Amphibien, deren Eier und ihre Larven unter der harten Strahlung leiden.
Entwicklungsstörungen, Entartungen und vermehrte Anfälligkeit gegen
Krankheiten und Parasiten können womöglich darauf zurückgeführt werden.
- Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt...
Davor wird kräftig gedüngt. Wenn das mit Kunstdünger geschieht, dann
besteht Lebensgefahr für Lurche
():
Kontakt mit Kunstdünger kann Amphibien
schwer schädigen.
- In manchen Kunststoffen, Waschmitteln, Kosmetika (z.B. Sonnenschutzmitteln),
Tiernahrung, Pflanzenschutzmitteln...) sind hormonell wirksame Substanzen
enthalten, die sich auf die Entwicklung der Amphibien fatal auswirken können.
Nur theoretisch? Nicht ganz! Wolf von Lojewski berichtete im ZDF von
Untersuchungen, bei denen Spuren von Umweltgiften in einem abgelegenen
Hochgebirgssee nachgewiesen wurden.
- Planmäßig zur Mückenbekämpfung, zum Angeln bzw. zur Fischzucht oder aus
Leichtsinn werden Fische in Gewässer ausgebracht, in denen sie eigentlich
nicht vorkommen. Das Ende so mancher Lurchpopulation.
- Schließlich macht unser Hunger den Fröschen
()
zu schaffen. Unser Hunger nach
Froschschenkeln. In manchen Gegenden der Welt wurde den Delikatessen derart
nachgestellt, dass die betroffenen Froscharten dort heute vor der Ausrottung
stehen.
Entscheiden Sie selbst: Was für Konsequenzen hat es für Ihr Leben und für das
Ihrer Kinder und Enkel, wenn wir uns entscheiden, so weiter zu machen wie bisher?
Was, wenn wir uns entscheiden, auf etwas in unserem Leben zu verzichten und sich
hinterher heraus stellt, dass dies gar nicht notwendig gewesen wäre? Wie sieht's
umgekehrt aus?
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