Gefährdung

Seit Jahren wird weltweit ein stetiger Rückgang der Arten- und Individuenzahl bei Lurchen (Wörterbuch) beobachtet. Was ist mit den Amphibien los? Was macht ihnen so zu schaffen, dass ihr Fortbestand zum Teil gefährdet ist?
Erdkrötenmännchen
Erdkrötenmännchen (Bufo bufo).
Foto: Salem-Mimmenhausen, März 2005.
©2005 Herbert Leger.

Es ist immer das Selbe: Ein Naturphänomen wird beschrieben, dessen Ursache zunächst nicht bekannt ist. Schon beginnen die Diskussionen. Je nach Blickpunkt reichen die Einschätzungen von "normales Ereignis in der natürlichen Schwankungsbreite" über "es sind weitere Untersuchungen nötig" bis zu "eine Folge des menschlichen Einflusses".
Bei manchen Phänomenen kommen die verschiedenen Gruppen relativ zügig zu einem Konsens (z.B. Ozonloch), bei anderen dauert es etwas länger (z.B. Waldsterben) und schließlich gibt es echte Dauerbrenner (z.B. Klima).

Neben der Komplexität des Sachverhalts kommt es darauf an, welche persönlichen, wirtschaftlichen und politischen Folgen mit der Einsicht verbunden sind, dass die Probleme menschengemacht sind. Und umgekehrt: Welche erkennbaren negativen Konsequenzen hat es für unser jetziges und zukünftiges Leben, wenn wir die Dinge so weiterlaufen lassen, wie bisher? Und genau bei der Abwägung dieses letzten Punktes sieht es für die Belange der Tier und Pflanzenwelt eher düster aus. Zumal für niedere (Wörterbuch) Vertreter der Fauna und Flora.

Was für Phänomene sind es nun, die bei Amphibien unserer Einschätzung bedürfen?

  • 16 der 21 in Deutschland vorkommenden Lurcharten werden in der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten geführt.
  • Auch international nimmt sowohl die Zahl der Individuen als auch die Zahl der Amphibienarten zum Teil dramatisch ab. Dabei ist dieser Sachverhalt nicht auf bewohnte, vom Menschen stark beanspruchte Gebiete beschränkt. Vielmehr werden Rückgänge auch aus abgelegenen teils geschützten Gegenden gemeldet. Einige dieser Rückgänge fanden sehr abrupt statt und führten zum Aussterben einer Tierart.
  • Immer wieder wird von Amphibienbeständen berichtet, in denen eine erhöhte Neotenierate (Wörterbuch) beobachtet wird. Die betroffenen Tiere werden nicht geschlechtsreif und können sich nicht fortpflanzen.
  • Ganze Lurch-Populationen werden von Parasiten und Krankheitserregern befallen und ausgemerzt.
  • Vermehrt treten Missbildungen bei Lurchen (Wörterbuch) auf.
  • ...

Welche menschengemachten Faktoren kommen als Ursache für oben geschilderte Phänomene in Frage?
  • Wir sind bestrebt, jedes Fleckchen Erde zu nutzen. Wo die Bedingungen für die vorgesehene Nutzung uns nicht optimal erscheinen, werden die Bedingungen geändert. Trockenlegungen von Feuchtgebieten jeder Art waren und sind häufig die Folge von Eingriffen im Rahmen von Grundstückserschließung, Straßenbau, Landwirtschaft, Tourismusförderung, Mückenbekämpfung, Flussbegradigung, Hochwasserschutz...
  • Scheinbar wertloses ungenutztes Land mit Gräben, Weihern, Tümpeln, Rinnsalen und Pfützen wird oft zu wilden Müllkippen umfunktioniert.
  • Verkehrswege (Straßen, Schienen, Kanäle) zerschneiden die angestammten Lebensräume und Wanderwege der Amphibien. Insbesondere der Straßenverkehr fordert jährlich einen enormen Blutzoll.
  • Problemloser motorisierter Zugang zu allen Landesteilen ist Trumpf. Wir haben heute vielfach die Mittel und technischen Möglichkeiten, für ein einwandfreies Wegenetz in diesem Sinne zu sorgen. Wo der Feld- oder Waldweg nicht geteert ist, werden Schlaglöcher, Fahrspuren und sonstige zeitweise Wasser führende Stellen - Lebensraum einiger Lurcharten - regelmäßig beseitigt. Die Truppenübungsplätze waren bisher eine bei den Amphibien willkommene Ausnahme von dieser Instandhaltungswut.
  • Der saure Regen nagt nicht nur an antiken Statuen und lässt unsere Wälder krank werden. Er säuert auch so manches Amphibiengewässer. Das schwächt die Lurche (Wörterbuch) und hilft womöglich ihren Parasiten und Krankheitserregern.
  • Es sieht sehr danach aus, als würde in Folge des Ozonlochs mehr UV-Strahlung den Erdboden erreichen, als früher. Und es sieht ganz danach aus, als würden Amphibien, deren Eier und ihre Larven unter der harten Strahlung leiden. Entwicklungsstörungen, Entartungen und vermehrte Anfälligkeit gegen Krankheiten und Parasiten können womöglich darauf zurückgeführt werden.
  • Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt...
    Davor wird kräftig gedüngt. Wenn das mit Kunstdünger geschieht, dann besteht Lebensgefahr für Lurche (Wörterbuch): Kontakt mit Kunstdünger kann Amphibien schwer schädigen.
  • In manchen Kunststoffen, Waschmitteln, Kosmetika (z.B. Sonnenschutzmitteln), Tiernahrung, Pflanzenschutzmitteln...) sind hormonell wirksame Substanzen enthalten, die sich auf die Entwicklung der Amphibien fatal auswirken können. Nur theoretisch? Nicht ganz! Wolf von Lojewski berichtete im ZDF von Untersuchungen, bei denen Spuren von Umweltgiften in einem abgelegenen Hochgebirgssee nachgewiesen wurden.
  • Planmäßig zur Mückenbekämpfung, zum Angeln bzw. zur Fischzucht oder aus Leichtsinn werden Fische in Gewässer ausgebracht, in denen sie eigentlich nicht vorkommen. Das Ende so mancher Lurchpopulation.
  • Schließlich macht unser Hunger den Fröschen (Wörterbuch) zu schaffen. Unser Hunger nach Froschschenkeln. In manchen Gegenden der Welt wurde den Delikatessen derart nachgestellt, dass die betroffenen Froscharten dort heute vor der Ausrottung stehen.

Entscheiden Sie selbst: Was für Konsequenzen hat es für Ihr Leben und für das Ihrer Kinder und Enkel, wenn wir uns entscheiden, so weiter zu machen wie bisher? Was, wenn wir uns entscheiden, auf etwas in unserem Leben zu verzichten und sich hinterher heraus stellt, dass dies gar nicht notwendig gewesen wäre? Wie sieht's umgekehrt aus?

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