Besonderheiten
Kommen Sie näher, kommen Sie ran!
Hier werden Sie nicht enttäuscht. Studieren Sie die größten Kuriositäten im Reich
der Amphibien. Es kostet Sie nur ein paar Mausklicks. Nehmen Sie Platz. Lassen Sie sich
verzaubern vom Gestaltungsreichtum der Natur, von der Leistungsfähigkeit der
Evolution und von der Vielfalt der Schöpfung.
Wenn Sie auf der geführten Tour hier her gekommen sind, dann werden Sie einige der
auf dieser Seite besprochenen Lurche schon kennen: Sie wurden auf den Seiten davor
bereits kurz erwähnt. Ganz bestimmt werden Sie aber auch einiges Neues entdecken.
Der größte Lurch
Der größte Salamander
()
ist der Chinesische Riesensalamander mit fast 2m Länge!
Der größte Frosch
Der Goliathfrosch ist mit teilweise über 30cm Kopf-Rumpf-Länge der größte Frosch
der Welt.
Der giftigste Frosch...
...lebt in Kolumbien und ist nur 4,5cm lang. Er gehört zu den sog.
Blattsteigerfröschen (Familie Dendro- bzw. Phyllobatidae). Sein Name: Phyllobates
aurotaenia. Aus der Haut eines einzigen Exemplars dieses Frosches lässt sich genug
Gift gewinnen, um 100 Menschen damit zu töten. Das Gift (Batrachotoxin) ist eines
der stärksten wenn nicht das stärkste bekannte Gift überhaupt. Es öffnet die
Natriumkanäle der Nervenfasern unumkehrbar. Das führt zu Krämpfen, Atemstillstand
und schließlich nach nur wenigen Sekunden zum Tod. Und das Beste: Ein Gegengift ist
selbst den Indianern, die dieses Gift heute nur noch bei der Jagd verwenden,
nicht bekannt.
Fortpflanzung zum Staunen
Eier werden nur geschluckt, wenn man Hunger hat. Das stimmt seit 1984 wieder.
Damals starb der letzte Magenbrüterfrosch (Rheobatrachus silus). Er lebte in
Australien. Die Weibchen nahmen die befruchteten Eier ins Maul und schluckten
sie. Im Magen der Mutter entwickelte sich der Nachwuchs prächtig - während
Mama ihre Magensäfte im Zaume hielt und hungerte. 2 Monate lang. Dann waren die
Jungen fertig und wurden ausgespuckt.
Nicht ganz so spektakulär aber kaum weniger exotisch läuft die Jungenaufzucht bei
einigen tropischen Fröschen, die für ihre Larven regelmäßig frische Eier legen.
Bei den größten Spezialisten handelt es sich dabei um ganz spezielle
nicht entwicklungsfähige Nähreier.
Der Fidschi-Baumfrosch (Platymantis vitiensis) hat die Kaulquappen abgeschafft! Er legt seine Eier
nicht ins Wasser sondern an Stellen hoher Luftfeuchtigkeit ab. Die Eier werden in eine Art Gallerte
eingebettet. Aus ihnen schlüpfen am Ende der Entwicklung fertige Frösche.
Eierlos
Es gibt Lurche
()
, bei denen die Entwicklung der Jungen komplett im Körper der
Mutter abläuft. Also innere Befruchtung (an Land), Eier werden nicht mehr abgelegt
und die Larven sehen nie das Tageslicht. Erst die fertigen Jungtiere werden
ins Freie entlassen. So was gibt's auch in Deutschland!
Alpensalamander!
Hart im Nehmen
Wir machen es uns zu Hause gemütlich, ziehen die Vorhänge zu, eine Strickjacke an
und entfachen den Kamin. Zur gleichen Zeit im Januar oder Februar machen sich
die ersten
Erdkröten
und
Grasfrösche
auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Bei Temperaturen nur knapp über dem
Gefrierpunkt, nackt und feucht...
Undercover
Der Schildkrötenfrosch (Myobatrachus gouldii) lebt in Australien. Er kommt
nur zur Paarung an die Erdoberfläche - wenn es regnet. Den Rest des Jahres verbringt
er im Boden.
Eiskalt
Der amerikanische Waldfrosch (Rana Sylvatica) produziert bei Bedarf sein eigenes
Frostschutzmittel. Damit überlebt er Temperaturen von bis zu 16 Grad unter Null.
GPS inklusive
Bei Untersuchungen zum Navigationsvermögen von Lurchen
()
, haben amerikanische Forscher Molche
()
bis zu 10km von ihrem Fundort entfernt. Ein großer Teil der Tiere fand den
Weg zurück.
Auf unsere Körpergröße übertragen müssten wir uns gut und gerne 100km
von zu Hause weg bringen lassen. Den Weg zurück finden wir dann ohne fremde Hilfe.
Also ohne Landkarte, ohne nach dem Weg zu fragen, ohne Kompass, ohne Ortsschilder
und Wegweiser. Und ohne Geld. Immer noch ein Kinderspiel. Schließlich werden wir
weder von Raubzeug verfolgt noch müssen wir uns durch einen riesigen Dschungel aus
Gras, Ästen, Gräben und Straßen schlagen.
Extremtauchen
Ohne Thermoanzug, ohne Schnorchel, ohne Luft: Viele Lurche
()
überwintern
teilweise am Grunde von Gewässern. Da sie in der kalten Jahreszeit mit der
Sauerstoffversorgung durch die Haut auskommen, sind sie so vor dem
Erfrierungstod sicher - wenn das Wasser tief genug ist.
Frosch der Zukunft
Hätten Sie gedacht, dass Sie vor ihrer Haustür Zeuge der Evolution werden können?
Zeuge vom ständigen Kommen, Sein und Gehen der Arten? Sein und Gehen schon. Aber
Kommen? Bei den Grünfröschen
()
tut sich zurzeit 'was in dieser Richtung! Wir kennen
in Deutschland 3 "Erscheinungsformen" der Grünfrösche
():
Den
Seefrosch
den
Kleinen Wasserfrosch
oder
Kleinen Grünfrosch
und den
Wasserfrosch
oder
Teichfrosch.
Schon am Namenswirrwahr erkennt man, dass die Sache nicht ganz eindeutig ist.
Seefrosch und Kleiner Wasserfrosch werden als eigene Arten angesehen. Wogegen
der Teichfrosch offensichtlich ein Mischwesen aus den beiden vorgenannten Arten
ist. Warum? Weil Individuen einer Art untereinander uneingeschränkt
fortpflanzungsfähig sind - passendes Geschlecht voraus gesetzt.
Für Seefrosch und Kleiner Wasserfrosch trifft diese Definitionen voll zu: Alle
Seefroschweibchen sind mit allen Seefroschmännchen uneingeschränkt
fortpflanzungsfähig: Mit wildfremden Artgenossen genauso wie mit ihren
Nachkommen oder ihren Ahnen. Das Gleiche gilt für den Kleinen Wasserfrosch.
Arten leben also gewissermaßen in einer Erbinformationstauschbörse, auf die jedes
Individuum zumindest theoretisch vollen freien Zugriff hat.
Genau dieser gemeinsame Genpool existiert bei
Teichfröschen
nicht. Sie entstehen
bei der Paarung von
Seefröschen
mit
Kleinen Wasserfröschen.
Teichfroschpaarungen mit
Seefröschen
führen in der Regel aber nicht zu lebensfähigen Nachkommen. Genauso
entstehen aus reinen Teichfroschpaarungen nur ausnahmsweise Exemplare der Elternarten
als lebensfähige Nachkommen. Die
Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz
führt dieses Phänomen für die Schweiz aus. Dort gibt es jedoch noch eine
Besonderheit:
Seefröschen
kamen in der Schweiz bis vor einigen Jahren nicht vor.
Damit ergibt sich das in unten stehender Tabelle dargestellte Bild.
Eltern |
Kinder |
Bemerkungen |
Seefrosch / Seefrosch |
Seefrosch |
|
Seefrosch / Kleiner Wasserfrosch |
Teichfrosch |
Kommt in der Schweiz erst seit der Einschleppung
des Seefrosches in der freien Wildbahn vor. Auf
lange Sicht kann dies zu einer Auffrischung
des Seefrosch-Anteils im Teichfrosch führen. |
Seefrosch / Teichfrosch |
nicht lebensfähig |
Die Samen- und Eizellen des Teichfrosches enthalten nur
altesErbgut des Seefrosches. Zusammen
mit dem frischen Erbgut des anderen Elternteil
entstehen keine lebensfähigen Nachkommen.
Das kann sich durch den eingeschleppten Seefrosch in
Zukunft ändern (siehe vorige Kreuzungsvariante). |
Teichfrosch / Teichfrosch |
nicht lebensfähig |
|
Kleiner Wasserfrosch / Teichfrosch |
Teichfrosch |
Da die Teichfrösche nur Samen- und Eizellen mit
dem Erbgut des Seefrosches bilden, entstehen
wieder Teichfrösche. |
Kleiner Wasserfrosch / Kleiner Wasserfrosch |
Kleiner Wasserfrosch |
|
Fortpflanzungsproblematik der Grünfrösche in der Schweiz
|
Offenbar sind
Seefrosch
und
Kleiner Wasserfrosch
gerade dabei, sich gegeneinander stärker abzugrenzen. Oder entwickelt sich aus dem
Teichfrosch
dereinst eine eigene Art? Schauen wir uns das Geschehen in 1 Million Jahre nochmals
an.
Heute jedenfalls findet man alle möglichen Gesellschaftsformen bei
Grünfröschen:
Seefrosch,
Kleiner Wasserfrosch
und
Teichfrosch
zusammen,
Seefrosch
und
Teichfrosch
zusammen,
Teichfrosch
zusammen mit
Kleiner Wasserfrosch
und jede "Art" fur sich allein. Häufig sind in Teichfrosch-Populationen die
Geschlechter nicht gleich verteilt. Es gibt also z.B. viel mehr Männchen als
Weibchen oder umgekehrt. Außerdem fällt auf, dass viele
Teichfrösche
steril oder doch in ihrer Fruchtbarkeit eingeschränkt sind.
Wem diese Besonderheiten der Grünfrosch-Fortpflanzung noch nicht reichen:
Bei der normalen Bildung von Keimzellen (Ei- und Samenzellen), werden
zum Einen die beiden vorhandenen Chromosomensätze voneinander getrennt und auf
die Keimzellen verteilt, zum Anderen kommt es davor zu einer mehr oder weniger
starken Durchmischung beider Chromosomensätze. Nicht so bei
Teichfröschen.
Es gibt offensichtlich Populationen, in denen bevorzugt die Chromosomen einer
bestimmten Elternart an die Ei- und Samenzellen weiter gegeben werden. Eine
Durchmischung der elterlichen Chromosomensätze findet scheinbar nicht statt
(vielleicht erklärt dieser Mechanismus auch die oft beobachtete Ungleichverteilung
der Geschlechter. Beispiel: Teichfroschmännchen mit Mutter
Seefrosch,
Vater
Kleiner Wasserfrosch.
Kinder bei Weitergabe des Seefrosch-Erbguts vorwiegend Weibchen.
Weiterführende Links
- Hier gibt es noch mehr Informationen zum
Fidschi-Baumfrosch.
- Die Sammlung der Rekorde auf der Seite von
Axel Kwet sind einen Abstecher wert.
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