Körperbau

Amphibien gelten in der Wissenschaft häufig als primitiv (Wörterbuch). Warum? Weil sie das Glück hatten, als erste auf vier Beinen über Land gekrochen zu sein und weil sie vieles von dem, was sich damals entwickelte, noch heute (sehr erfolgreich) mit sich herum tragen.
Erdkrötenmännchen
Erdkrötenmännchen (Bufo bufo).
Foto: Salem-Mimmenhausen, März 2005.
©2005 Herbert Leger.

Sätze aus dem Stand über das Mehrfache der eigenen Körperlänge. Zielwanderungen von bis zu mehreren Kilometern bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Überleben über Stunden, Tage, Wochen, ja Monate am Grund von Gewässern ohne einmal Luft zu holen. Nicht gefressen werden trotz gemächlicher Gangart und geringer Größe. Das alles und noch viel mehr gehört zum Alltag bei Lurchens. Wer so lebt, braucht einen besonderen Körper.

Hier eine Auswahl dessen, was den Lurchkörper so speziell macht:

Die Haut

Da wäre zunächst 'mal die drüsige mehrschichtige Haut, mit der sie sich Feinde vom Leib halten, gegen Bakterien und Pilze kämpfen, sich (auch unter Wasser) mit frischem Sauerstoff versorgen und etwas gegen die Verdunstung tun - einmalig im Tierreich. Allerdings: Die Verhornung der Haut ist bei den meisten Arten nicht besonders ausgeprägt. Deshalb sind alle Lurche (Wörterbuch) mehr oder weniger (meist mehr) auf Wasser in ihrer Umgebung angewiesen. Manche Arten sind zumindest in bestimmten Lebensphasen mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit, ausgiebigen Regenfällen oder einem nur gelegentlichen Bad in kleinsten Pfützen zufrieden. Deutscher Meister im Abnabeln vom flüssigen Wasser ist zweifellos der interner Link Alpensalamander.

Herz / Kreislauf

Ein weiteres wichtiges Kennzeichen der Lurche (Wörterbuch) ist der Bau ihres Herzens. Bei anderen Vierbeinern (Wörterbuch) kommt das verbrauchte Blut über die rechte Vorkammer ins Herz zurück. Die rechte Hauptkammer pumpt dieses Blut in die Lungen. Von dort kommt es, frisch mit Sauerstoff angereichert, über die linke Vorkammer zurück zum Herzen und wird von der linken Hauptkammer zu den Verbrauchern im Körper weitergeleitet.
Nicht so bei Lurchen (Wörterbuch). Ihr Herz besitzt nur eine Hauptkammer, in der das sauerstoffarme Blut aus dem Körper mit dem sauerstoffreichen Blut aus der Lunge gemischt wird. Folge: Den Körperzellen wird nicht so viel Sauerstoff aus der Lunge zur Verfügung gestellt, wie eigentlich möglich. Deshalb sind Amphibien meist nicht so spritzig unterwegs, auch wenn ein Teil der Luftknappheit durch zusätzliche Haut- und Mundbodenatmung wett gemacht wird. Erschwerend kommt hinzu, dass die Lungen der Lurche (Wörterbuch) nur einfache Ausstülpungen mit glatten Wänden sind - ohne Oberflächenvergrößerung durch Lungenbläschen. Bei einigen Lurchen (Wörterbuch) hat sich die Lungenatmung mittlerweile sogar wieder vollständig zurück gebildet. Die Höhlensalamander (Wörterbuch) aus Südfrankreich und Italien z.B. versorgen sich ausschließlich über die Haut mit Sauerstoff.

Skelett

Schwanzlurche haben 16-20 Wirbel. Dazu ein Kreuzbein an dem die Hinterbeine ansetzen und 18-20 Schwanzwirbel.
Froschlurche kommen mit 16-20 Wirbeln aus. Das Kreuzbein ist mit anderen Wirbeln zu einem starren Knochenstab verschmolzen (Urostyl).

Im Gegensatz zu allen anderen Tetrapoden (Wörterbuch) ist bei den Lurchen (Wörterbuch) der Schultergürtel nicht fest mit der Wirbelsäule verbunden. Außerdem kommen die Lurche (Wörterbuch) bis heute ohne Rippen und ohne Zwerchfell aus: Sie pressen die Luft in die Lunge, indem sie die Nasenlöcher schließen und die Mundhöhle verkleinern. Dabei heben sie den Kehlsack an und ziehen ggf. noch die Augen ein. Raffiniert einfach.

Sinnesorgane

Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen sind Standard. Auch bei Lurchens. Die spezifischen Ausprägungen dieser Sinne bei Amphibien können stark von unseren Fähigkeiten abweichen. So wurde z.B. mittlerweile bekannt, dass manche Froschlurche (Wörterbuch) über ein ausgezeichnetes Empfinden für sehr tiefe Frequenzen verfügen. Unter anderem diesem Infraschall-Vibrations-Sensor dürften wir es zu verdanken haben, dass die Annäherung an bestimmte Lurch-Arten selbst nachts so selten unbemerkt bleibt.

Neben den aus menschlicher Sicht Standradsinnen verfügen Amphibien noch über zusätzliche Fähigkeiten:
  • Erkennung des Polarisationsmusters (Wörterbuch) des Sonnenlichts am Himmel
  • Wahrnehmung des Erdmagnetfelds
Beide Sinne leisten wertvolle Beiträge bei der Orientierung in der Umwelt. Bei beiden Sinnen spielt die Zirbeldrüse (Wörterbuch) eine wichtige Rolle. Sie ist bei Amphibien ein lichtempfindliches Organ mit magnetischer Empfindlichkeit und sitzt auf der Oberseite des Gehirns.

Sonstiges

Die Beuteltiere waren die ersten Tetrapoden (Wörterbuch), bei denen die Ausgänge der Nieren, des Darms und der Geschlechtsorgane zumindest teilweise getrennt voneinander ausgeprägt wurden. Bei allen anderen davor - also auch bei Lurchen (Wörterbuch) - münden Harnröhre, Darm und Ei- bzw. Samenleiter gemeinsam in einer so genannten Kloake (Wörterbuch). Form und Größe der Kloake (Wörterbuch) spielen bei der Geschlechtsbestimmung der Schwanzlurche (Wörterbuch) teilweise eine wichtige Rolle.

Weiterführende Links

  • Das nächste Kapitel in der geführten Tour: interner Link Evolutionstendenzen.
  • Wenn Sie sich für die Wanderungen der Amphibien interessieren, dann wechseln Sie ins Kapitel wechseln Sie ins Kapitel interner Link Verhalten.
  • Sehen Sie sich auf externer Link Wikipedia zum Vergleich 'mal an, wie bei Fischen Kreislauf und Atmung funktionieren.