Körperbau
Amphibien gelten in der Wissenschaft häufig als primitiv
(  ).
Warum? Weil sie das Glück hatten, als erste auf vier Beinen über Land gekrochen zu
sein und weil sie vieles von dem, was sich damals entwickelte, noch heute (sehr
erfolgreich) mit sich herum tragen.
Sätze aus dem Stand über das Mehrfache der eigenen Körperlänge. Zielwanderungen von bis zu
mehreren Kilometern bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Überleben über Stunden,
Tage, Wochen, ja Monate am Grund von Gewässern ohne einmal Luft zu holen. Nicht gefressen
werden trotz gemächlicher Gangart und geringer Größe.
Das alles und noch viel mehr gehört zum Alltag bei Lurchens. Wer so lebt, braucht einen
besonderen Körper.
Hier eine Auswahl dessen, was den Lurchkörper so speziell macht:
Die Haut
Da wäre zunächst 'mal die drüsige mehrschichtige Haut, mit der sie sich Feinde
vom Leib halten, gegen Bakterien und Pilze kämpfen, sich (auch unter Wasser)
mit frischem Sauerstoff versorgen und etwas gegen die Verdunstung tun - einmalig im
Tierreich.
Allerdings: Die Verhornung der Haut
ist bei den meisten Arten nicht besonders ausgeprägt. Deshalb sind alle Lurche
( )
mehr oder weniger (meist mehr) auf Wasser in ihrer Umgebung angewiesen.
Manche Arten sind zumindest in bestimmten Lebensphasen mit relativ
hoher Luftfeuchtigkeit, ausgiebigen Regenfällen oder einem nur gelegentlichen Bad
in kleinsten Pfützen zufrieden. Deutscher Meister im Abnabeln vom flüssigen Wasser
ist zweifellos der
Alpensalamander.
Herz / Kreislauf
Ein weiteres wichtiges Kennzeichen der Lurche
( )
ist der Bau ihres Herzens.
Bei anderen Vierbeinern ( )
kommt das verbrauchte Blut über die rechte
Vorkammer ins Herz zurück. Die rechte Hauptkammer pumpt dieses Blut in die Lungen.
Von dort kommt es, frisch mit Sauerstoff angereichert, über die linke Vorkammer zurück
zum Herzen und wird von der linken Hauptkammer zu den Verbrauchern im Körper
weitergeleitet.
Nicht so bei Lurchen
( ).
Ihr Herz besitzt nur eine Hauptkammer, in der das sauerstoffarme
Blut aus dem Körper mit dem sauerstoffreichen Blut aus der Lunge gemischt wird.
Folge: Den Körperzellen wird nicht so viel Sauerstoff aus der Lunge zur Verfügung
gestellt, wie eigentlich möglich. Deshalb sind Amphibien meist nicht so spritzig
unterwegs, auch wenn ein Teil der Luftknappheit durch zusätzliche
Haut- und Mundbodenatmung wett gemacht wird. Erschwerend kommt hinzu, dass
die Lungen der Lurche
( )
nur einfache Ausstülpungen mit glatten Wänden sind - ohne
Oberflächenvergrößerung durch Lungenbläschen. Bei einigen Lurchen
( )
hat sich die Lungenatmung mittlerweile sogar wieder vollständig zurück gebildet. Die
Höhlensalamander
( )
aus Südfrankreich und Italien z.B. versorgen sich ausschließlich über die Haut mit
Sauerstoff.
Skelett
Schwanzlurche haben 16-20 Wirbel. Dazu ein Kreuzbein an dem die Hinterbeine
ansetzen und 18-20 Schwanzwirbel.
Froschlurche kommen mit 16-20 Wirbeln aus. Das
Kreuzbein ist mit anderen Wirbeln zu einem starren Knochenstab verschmolzen
(Urostyl).
Im Gegensatz zu allen anderen Tetrapoden
( )
ist bei den Lurchen
( )
der Schultergürtel nicht fest mit der Wirbelsäule
verbunden. Außerdem kommen die Lurche
( )
bis heute ohne Rippen und ohne Zwerchfell aus:
Sie pressen die Luft in die Lunge, indem sie die Nasenlöcher schließen und die
Mundhöhle verkleinern. Dabei heben sie den Kehlsack an und ziehen ggf. noch
die Augen ein. Raffiniert einfach.
Sinnesorgane
Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen sind Standard. Auch bei Lurchens.
Die spezifischen Ausprägungen dieser Sinne bei Amphibien können stark von unseren
Fähigkeiten abweichen. So wurde z.B. mittlerweile bekannt, dass manche
Froschlurche
( )
über ein ausgezeichnetes Empfinden für sehr tiefe Frequenzen verfügen.
Unter anderem diesem Infraschall-Vibrations-Sensor dürften wir es zu
verdanken haben, dass die Annäherung an bestimmte Lurch-Arten selbst nachts so
selten unbemerkt bleibt.
Neben den aus menschlicher Sicht Standradsinnen verfügen Amphibien noch
über zusätzliche Fähigkeiten:
- Erkennung des Polarisationsmusters
(
)
des Sonnenlichts am Himmel
- Wahrnehmung des Erdmagnetfelds
Beide Sinne leisten wertvolle Beiträge bei der Orientierung in der Umwelt.
Bei beiden Sinnen spielt die Zirbeldrüse
( )
eine wichtige Rolle. Sie ist bei Amphibien ein lichtempfindliches Organ mit
magnetischer Empfindlichkeit und sitzt auf der Oberseite des Gehirns.
Sonstiges
Die Beuteltiere waren die ersten Tetrapoden ( ),
bei denen die Ausgänge der Nieren, des Darms und der Geschlechtsorgane zumindest
teilweise getrennt voneinander ausgeprägt wurden. Bei allen anderen davor - also auch bei
Lurchen
( )
- münden Harnröhre, Darm und Ei- bzw. Samenleiter gemeinsam in einer
so genannten Kloake
( ).
Form und Größe der Kloake
( )
spielen bei der Geschlechtsbestimmung
der Schwanzlurche ( )
teilweise eine wichtige Rolle.
Weiterführende Links
- Das nächste Kapitel in der geführten Tour:
Evolutionstendenzen.
- Wenn Sie sich für die Wanderungen der Amphibien interessieren,
dann wechseln Sie ins Kapitel wechseln Sie ins Kapitel
Verhalten.
- Sehen Sie sich auf
Wikipedia
zum Vergleich 'mal an, wie bei Fischen Kreislauf und
Atmung funktionieren.
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