Verhalten
Wenn man sich dem Thema Verhalten von Lurchen
( )
nähert, dann fällt einem zunächst
womöglich nur rumhopsen und quaken ein. Deshalb ist diesem Aspekt
des Amphibienverhaltens ein
eigenes Kapitel
auf
dieLurche.de gewidmet: Wo lohnt es sich
zu quaken und wie komme ich da hin? Was das übrige Verhalten der Lurche
( )
angeht, erfahren Sie dagegen hier.
Nahrungserwerb
Amphibien sind Fleischfresser. Sie ernähren sich von allem, was sie bewältigen
können: Spinnen, Käfer, Fliegen, Ameisen, Raupen, Schmetterlinge, Schnecken,
Tausendfüßler, Asseln.
Aber sie schrecken auch vor ihren Artgenossen und ihrem eigenen Nachwuchs
nicht zurück: Viele Kaulquappen werden Opfer ihrer Eltern und Verwandten.
Daneben landen auch Jungvögel, Eidechsen, Mäuse und Spitzmäuse manchmal im Magen
eines Lurchs.
Generell führen Bewegungen von Objekten, die ins Beuteschema passen, zu einer
Hinwendungshandlung: Der Körper wird durch oft ruckartige Bewegungen der Beute
zugewandt.
Die Beute wird mit den Augen fixiert. Will sagen: Durch geeignete Bewegungen
wird dafür gesorgt, dass beide Augen das anzugreifende Opfer in ihrem
Schärfepunkt abbilden. Nur so kann die Entfernung exakt bestimmt werden. Wenn
nötig, wird der Abstand zur Beute noch auf das erforderliche Maß verkürzt. Mit
einem blitzschnellen Vorstoß des Kopfes oder einem noch abrupteren Vorschnellen
der klebrigen Zunge wird die Beute gepackt. Dann beginnt der letzte Akt: Das
Verschlucken des Opfers in einem Stück. Dabei werden oft die Augen zu Hilfe
genommen. Die
Erdkröte
z.B. hebt nicht nur den Mundboden sondern
zieht zusätzlich ihre Augen ein, verkleinert so die Mundhöhle noch weiter und
drückt die Nahrung in den Schlund. Zum Schluss wischt sie sich noch mit einem
ihrer Vorderbeine das Maul ab.
Fortpflanzung
Jedes Jahr treffen sich die Lurche
()
unserer Breiten in ihren Laichgewässern zur
Fortpflanzung. Dabei lassen sich grob zwei Gruppen unterscheiden.
Zur einen Gruppe gehören die Arten, bei denen sich alle fortpflanzungsfähigen
Individuen einer Gegend in einem relativ kurzen Zeitraum treffen, um gemeinsam
abzulaichen. Ein Vertreter dieser Gruppe ist z,B, die
Erdkröte.
Andere Arten nutzen gewissermaßen jede Gelegenheit, die sich ihnen vor Ort
bietet, zur Fortpflanzung. Unter geeigneten Bedingungen (Regen, Pfützen etc.)
paaren sich angehörige dieser Gruppe mehrmals im Jahr. Typischer Vertreter
dieser Gruppe ist z.B. die
Gelbbauchunke.
Zwischen beiden Gruppen gibt es - wie in jedem Schema - jede Menge
Zwischenstufen. Bei Molchen
()
z.B. zieht sich die Paarungszeit über einen bis zu
Monate langen Zeitraum hin. Dennoch sind Molche
()
extrem standorttreu.
Die Laichzeit der Amphibien in Deutschland beginnt unter geeigneten Bedingungen
bereits im Februar. Einer der ersten Lurche
()
am Laichgewässer ist der
Grasfrosch.
Wenn er sich mit Hochzeitsgedanken trägt, liegt oft noch Schnee
und die letzten Eisschollen treiben an der Wasseroberfläche.
Bei den Froschlurchen
()
in Deutschland findet ausnahmslos äußere Befruchtung statt:
Das Weibchen legt die Eier ab, während das Männchen sein Sperma abgibt. Anders
sieht die Sache bei unseren Schwanzlurchen
()
aus. Hier werden die Eier im Körper
des Weibchens befruchtet: Das Männchen setzt eine
Spermatophore
ab und dirigiert dann seine Angebetete mit verführerischen Tänzen und liebreizendem
Schwanzwedeln so, dass das Weibchen den Samenbehälter in seine
Kloake
aufnehmen kann. Im Vergleich zu Froschlurchen
()
ist die Anzahl der produzierten
Eier bei Schwanzlurchen
()
viel geringer - sicher auch deshalb möglich, weil die
Befruchtung so zielgenau erfolgt. Im Endeffekt kommt es jedoch nur darauf an,
dass über einen bestimmten Zeitraum betrachtet nicht mehr Individuen sterben
als neue heranwachsen. So gesehen waren Frosch- und Schwanzlurche bis vor wenigen
Jahren gleichermaßen erfolgreich. Und auch darin, dass sie es heute nicht mehr
sind, unterscheiden sie sich nicht...
Schutz
Jeder Lurch
()
kommt zumindest einmal in seinem Leben in eine Situation, in der er
es eng für ihn wird. Diese Auseinandersetzung mit vermeintlichen oder
tatsächliche Beutegreifern wird auf Seiten der Lurche
()
mit allen ihnen zu
Gebote stehenden Mitteln geführt:
- Zunächst heißt die Devise meist: Erstarren. Schweigen. Eins werden mit
der Umgebung. Nur nicht auffallen. Den Feind im Auge (und im Ohr) behalten.
- Wenn der Lurch
()
davon ausgehen muss, dass die Tarnung aufgeflogen ist,
dann tritt die Fluchtreaktion ein. Wenn Wasser in der Nähe ist, dann
versuchen die Tiere mit einem beherzten Antritt, die Fluten zu erreichen, um
darin unterzutauchen.
Ein ganz besonderer Kandidat in Sachen Fluchtreaktion ist die
Wechselkröte.
Sie flitzt förmlich auf und davon. Mäuseflink.
- Kommt es schließlich zum Kontakt mit dem Widersacher, dann wird durch
strampeln, drücken und winden versucht, sich aus der Umklammerung des
Gegners zu befreien.
- Jeder Räuber, der sich einen Lurch
()
zur Beute macht, muss sich über eins
im Klaren sein: Mit dem hinunterschlucken des Opfers ist die Schlacht
ums kalte Büfett noch längst nicht geschlagen. Lurche
()
sind geradezu
berühmt für den giftigen Schleim, mit dem sie ihre Haut vor ungebetenen
Parasiten, Bakterien und Pilzen schützen. Dieser Cocktail hat schon manchen
Beutegreifer aus dem Gleichgewicht bzw. zum Tierarzt gebracht.
-
Manche Amphibien - vor allem tropische südamerikanische Frösche -
weißen ihre Fressfeinde durch ihre Färbung eindringlich auf die Gefahren
| Gelbbauchunke (Bombina variegata). Foto: Salem-Mittelstenweiler Mai 2006 | ©2006 Herbert Leger |
hin, die mit dem Genuss ihresgleichen einhergehen. Ähnlich wie die
gelb-schwarze Bänderung der Wespen ein anerkanntes Warnsignal darstellt,
so wird auch die gelbe Musterung des
Feuersalamanders
und der alarmierende
rot bzw. gelb gesprenkelte Bauch der Unken von vielen Tieren sehr wohl als Warnsignal verstanden. Besonders ignorante Zeitgenossen werden von den
Unken sogar extra auf die Gefahren eines Verzehrs hingewiesen: Sie drehen
sich auf den Rücken, stellen sich tot und präsentieren ihren alarmierend
gezeichneten Bauch (sog. Kahnstellung).
Eine zweite Standardsituation, bei der sich unsere Lurche
()
um besonderen Schutz
bemühen müssen, ist der Winter. Die Umgebungstemperaturen im Sommerquartier
sinken auf Werte von weit unter Null - für wechselwarme Tiere wie Amphibien
absolut tödlich. Selbst bei
Grasfröschen,
die sogar ein langsames Einfrieren
und Wiederauftauen überleben können, ist bei unter etwa -5 Grad Schluss.
Also müssen im Winter möglichst frostfreie Gegenden aufgesucht werden.
- Einzelne Individuen verschiedener Arten überwintern am Grund von
Gewässern. In Tiefen, in denen nicht mit Eisbildung zu rechnen ist.
Die Sauerstoffversorgung findet über die Haut statt. Gefressen wird
während des Winters generell nichts.
- Viele Amphibien graben sich ein. Das kann sowohl am schlammigen Grund
von Gewässern als auch an Land geschehen. Wichtig ist nur die
Eingrabtiefe: Wer zu weit oben liegt erfriert in harten Wintern. Das
kommt regelmäßig vor. Besonders in schneearmen eisigen Zeiten.
- Ein Großteil der Amphibien verkriecht sich in Spalten, Höhlen, Stollen,
Ritzen, unter Steinen, Holzhaufen, Holzstapeln, Laubhaufen... . Für Grünfrösche
()
ist
bekannt, dass sie während wärmeren Phasen ihr Quartier in einem Winter häufiger
wechseln. Das kostest viel Kraft und lässt die Tiere besonders stark abmagern.
In Wintern, in denen sich laue und eisige Zeiten häufig abwechseln, ist die
Sterblichkeit deshalb am höchsten.
Rufen
Wohl die bekannteste und auffälligste Lebensäußerung der Amphibien
ist das Quaken der Froschlurche
().
Bereits auf dem Weg zum Laichgewässer
beginnen einige Arten damit, ihre Position durch Rufe zu signalisieren.
Bei diesen Rufen kann es sich um leise fiepende Geräusche oder auch um
spektakuläre Quakorgien handeln.
Grasfrösche
z.B. scheinen sich
gegenseitig zum Rufen anzustacheln. So entstehen am Laichgewässer regelrechte
Chöre rufender Männchen.
Überhaupt sind es meist die Männer, die eine große Lippe - oder besser
Schallblase - riskieren. Von Weibchen hört man, wenn überhaupt, nur wenig.
Erdkrötenfrauen z.B. weißen ihren Bräutigam durch sanfte Rufe
nach der Eiablage darauf hin, dass sich seine Anwesenheit auf ihrem
Rücken nun erübrigt hat. Männchen machen dagegen aus verschiedenen Gründen
akustisch auf sich aufmerksam:
- Zur Kennzeichnung ihres Reviers.
- Um Weibchen anzulocken.
- Wenn am Laichplatz die Stimmung dem Siedepunkt zustrebt, dann kann es
im Eifer des Gefechtes und bei finsterer Nacht schon einmal vorkommen, dass
sich ein Männchen vertut: Es packt ein anders Männchen fest unter den
Achseln und versucht auf seinen Rücken zu kommen - voller Zuversicht, endlich
die Lebensabschnittspartnerin gefunden zu haben. Der irrtümlich Bestiegene
macht bei vielen Arten durch ein akustisches Signal auf den Fehler
aufmerksam und verweist den Nebenbuhler vom Platz.
- Bei lauten Rufern können die Chöre zudem von Artgenossen dazu benutzt
werden, das Laichgewässer leichter und schneller zu finden. Besonders bei
den Konzerten der
Grasfrösche
im Herbst scheint dieser Effekt im
Vordergrund zu stehen. Dabei ist nicht die Laichabgabe sondern das
Einfinden im Überwinterungsquartier das Ziel.
Weiterführende Links
- Das nächste Kapitel in der geführten Tour:
Laichwanderungen.
- Wenn Sie wissen wollen, welche Lurcharten heute gerade
in Hochzeitsvorbereitungen stecken, dann folgen Sie
diesem Link auf einen
Eventkalender (u.a.).
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