Entwicklung: Brutpflege bei Lurchen
Sonntagsspaziergang. Sie kommen an einem kleinen Teich vorbei. Im Wasser dümpeln
Laichballen. Von den Erzeugern derselben weit und breit keine Spur.
Brutpflege bei Lurchen
( ):
Eine Lachnummer?
Nicht ganz. Bereits in den Bemerkungen zur
Entwicklung der Lurche
war vom
Alpensalamander
die Rede, der voll entwickelte Junge zur Welt bringt.
Bis zu ihrer Geburt werden die Larven und Jungtiere des
Alpensalamanders
im Eileiter vom Muttertier versorgt.
Die
Geburtshelferkröte
trägt die befruchteten Eier um den Hinterleib geschlungen an Land mit sich herum.
Genauer gesagt: Die Männchen kümmern sich um ihren Nachwuchs. Erst zum Schlüpfen
suchen sie das Wasser auf. Die Larven und Jungtiere werden dann sich selbst
überlassen. Das passt ins Bild vom Mann, der nur dahinter her ist, die Weitergabe
seiner Gene sicher zu stellen. Danach die Sintflut...
Noch interessanter wird es in den Urwäldern Mittel- und Südamerikas. Auch hier leben
Froschlurche
(),
die ihre Eier an Land mit sich herum tragen. Der Venezuela-Baumsteiger
(Colostetus trinitatis) z.B. legt seine Eier am Boden unter Laub ab. Nach dem
Schlupf nehmen die Männchen den Nachwuchs auf den Rücken und tragen ihn ins Wasser.
Andere Arten behalten die Kaulquappen auf dem Rücken bis die Metamorphose
().
abgeschlossen ist.
Wieder andere Vertreter in dieser Region legen ihre Eier in die Blattrosetten
baumbewohnender Epiphyten ab. In den kleinen Pflanzentrichtern sammelt sich
Regenwasser, in dem sich die Eier und Larven entwickeln. Das klappt nur, weil die
Kaulquappen von ihrer Mutter regelmäßig mit frischem Futter versorgt werden: Eier.
Alle paar Tage kommt das Muttertier vorbei und legt neue Eier in den Trichter.
Manche Arten produzieren extra zu diesem Zweck unbefruchtete Nähreier.
Das Problem, mit dem alle Lurche
()
an Land extrem zu kämpfen haben, ist die Gefahr
der Austrocknung. Ganz besonders empfindlich in dieser Beziehung sind Eier und
Larven. Und ganz besonders sind die Strategien der Amphibien, dieser Gefahr zu
begegnen. Die Männchen des Darwin-Nasenfrosches (Rhinoderma darwinii) aus Chile zum
Beispiel nehmen die Eier nach der Ablage in ihre Schallblase auf. Erst die fertigen
Frösche entsteigen schließlich Papas Maul.
Einen der oberen Plätze auf der Skala der innovativsten Entwicklungen
in Sachen Eier- und Larvenschutz nimmt aber sicher der australische Magenbrütende Frosch
(Rheobatrachus silus) ein. Oder besser gesagt: Er nahm eine heraus ragende
Stellung ein. Denn er ist - nur 9 Jahre nach seiner Entdeckung - 1984 ausgestorben.
Das Weibchen des Magenbrütenden Frosches verschluckte die befruchteten Einer
und spuckte die fertigen Jungfrösche knapp 2 Monate später wieder aus.
Ebenfalls einen Innovationspreis würde der Wabenkröte (Pipa pipa) aus
Südamerika zustehen. Das Weibchen dieser Art nimmt die befruchteten Eier in spezielle
Strukturen der Rückenhaut auf und entlässt bereits gut entwickelte Kaulquappen ins
Wasser. Nach 4 bis 5 Monaten!
Ähnlich macht es der Beutelfrosch (Hyla marsupiata). Mehr als 100 Eir werden vom Weibchen
in einer Hautfalte auf dem Rücken verstaut. Erst nach dem Schlüpfen werden die Larven
ins Wasser entlassen.
Weiterführende Links
- Das nächste Kapitel in der geführten Tour:
Körperbau.
- Die ganze Geschichte des Magenbrütenden Frosches und andere Besonderheiten
finden sie auf den Seiten von
Axel Kwet.
- Eine sehr anschauliche Abhandlung zur Wabenkröte finden sie auf
erdkröte.de .
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